Call for Papers
für den ersten Kongress der Akademie für Soziologie:
Wachsende Ungleichheit - gespaltene Gesellschaft?
Aktuelle Beiträge der empirisch-analytischen Soziologie
4. bis 6. April 2018 in München
In Wissenschaft und Öffentlichkeit wird seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme der sozialen Ungleichheit in Deutschland konstatiert. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer, es gäbe kaum Chancengleichheit und die Mittelschicht schrumpfe. Es herrsche ein Verteilungskampf zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen. Eingebettet sind solche Szenarien oft in apokalyptisch anmutende Gesellschaftsdiagnosen. So stehen etwa aktuell die "Abstiegs-", "Externalisierungs-" und "Postwachstums-" Gesellschaft zur Diskussion.
Es ist unstrittig, dass es in den letzten Dekaden einen Anstieg der (Einkommens-) Ungleichheit in Deutschland gab. Jedoch sind, anders als die oben genannten Ausführungen vermuten lassen, weder das genaue Ausmaß noch die Ursachen der (zunehmenden) sozialen Ungleichheit hinlänglich bekannt. Denn viele der in der Ungleichheitsdebatte verhandelten Diagnosen und Interpretationen beruhen weder auf strikten Analysen noch auf soliden Daten. Wir sehen die Aufgabe und das Potential der empirisch-analytischen Soziologie darin, auf Basis analytisch solider und empirisch fundierter Analysen zu einer Versachlichung der Ungleichheitsdebatte beizutragen. Eine solche Versachlichung erscheint dringend notwendig, um Ungleichheitsursachen differenziert herauszuarbeiten und damit auch wirksame Lösungsansätze möglich zu machen.
Mit dem ersten Kongress der Akademie für Soziologie wollen wir in diesem Sinne zu einer Versachlichung der Debatte beitragen. Wir laden dazu empirisch-analytische Beiträge zur Ungleichheitsforschung ein. Neben den meist beforschten Dimensionen sozialer Ungleichheit - Einkommen, Bildung, Vermögen - interessieren dabei auch oft vernachlässigte Ungleichheitsdimensionen wie z.B. Umweltbelastungen, Gesundheit, Lebenserwartung und Wohlbefinden. Mögliche Fragestellungen sind:
1. Beschreibung von Ungleichheit: Wie groß ist die soziale Ungleichheit? Welche Trends sind zu beobachten? Welche Gruppen sind besonders (von Veränderungen) betroffen? Hat sich die soziale Mobilität verringert? Wenn ja, in welchem Ausmaß?
2. Messung von Ungleichheit: Sind gängige Methoden, Indizes und Daten dazu geeignet, das Ausmaß und den Wandel sozialer Ungleichheit valide festzustellen? Werden die Ergebnisse richtig interpretiert? Welches Potential bieten "big data" für die soziologische Ungleichheitsforschung?
3. Erklärung von Ungleichheit: Durch welche Mechanismen kommen die beobachteten Ungleichheiten zustande? Weshalb kam es zu einem Anstieg der Ungleichheit? Wie sind beispielsweise Ungleichheiten im Bildungssystem und im Arbeitsmarkt verknüpft? Kommt es zu einer (vermehrten) Kumulation von Ungleichheiten?
4. Legitimation von Ungleichheit: Nach welchen (Gerechtigkeits-)Prinzipien wird Ungleichheit legitimiert? Welche Empfehlungen an die Politik im Sinne von policy recommendations leiten sich aus den Diagnosen ab, um etwa das Ausmaß an Ungleichheit zu reduzieren? Welche Nebenfolgen oder Rückkoppelungseffekte sind aus theoretischer wie empirischer Sicht zu erwarten?
Neben inhaltlichen und methodischen Forschungsarbeiten begrüßen wir allgemeine, konzeptionelle Beiträge zur empirisch-analytischen Ungleichheitsforschung. Es sind Einreichungen auf Deutsch und Englisch willkommen.
Angebote für Vorträge sind in Form eines Arbeitspapiers (10 bis maximal 15 Seiten, noch nicht publiziert) einzureichen. Für Posterbeiträge genügt ein einseitiger Abstract. Auch Nicht- Mitglieder der Akademie können Beiträge einreichen.
Frist für Einreichungen: 31. Dezember 2017. Einreichungen an: konferenz(a)akademie-soziologie.de<mailto:konferenz@akademie-soziologie.de>
Eine Benachrichtigung über angenommene Vorträge erfolgt bis 31. Januar 2018.
Veranstaltungsort: Carl Friedrich von Siemens Stiftung, Südliches Schloßrondel 23, 80638 München.
Beginn am Mittwoch, 4. April, 14.00 Uhr. Ende am Freitag, 6. April, gegen 14.00 Uhr. Anschließend von 14.00 bis 16.00 Uhr Mitgliederversammlung der Akademie für Soziologie.
Lokale Organisation:
Katrin Auspurg und Josef Brüderl, Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).