Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Sie heute auf den Call zur gemeinsamen Tagung unserer Sektion mit der ASI in Hamburg aufmerksam machen. Das Thema lautet:
Die Konsequenzen der Globalisierung für die international vergleichende Sozialforschung
Ort: Centrum für Globalisierung und Governance der Universität Hamburg
Termin: 2.-3. November 2007
1. Sitzung: Konsequenzen der Globalisierung für die international vergleichende Empirische Sozialforschung
2. Sitzung: Ansätze zur Klassifizierung von Gesellschaften Weiterentwicklung und empirische Analyse
3. Sitzung: Konvergenz/Divergenz in der Entwicklung von Gesellschaften und ihre empirische Analyse
4. Sitzung: Messinstrumente im internationalen Vergleich
Vorschläge für Beiträge werden bis zum 31. Mai 2007 erwartet. Bei der Auswahl werden Mitglieder der Sektion Methoden der DGS und der ASI bevorzugt. Bitte geben Sie die Sitzung an, zu der Sie das Abstract einreichen. Die Abstracts sollen nicht mehr als 600 Wörter umfassen und an beide Organisatoren/innen geschickt werden:
Prof. Dr. Birgit Pfau-Effinger (Vorstand ASI), pfau-effinger@sozialwiss.uni-hamburg.de
PD Dr. Christof Wolf (Sprecher der Sektion), wolf@zuma-mannheim.de
Zu den Inhalten der Sitzungen 1. Sitzung: Konsequenzen der Globalisierung für die international vergleichende Empirische Sozialforschung Die Nachfrage nach international vergleichenden Daten steigt. Entsprechend nimmt die Zahl der Umfrageprojekte zu, in denen für eine mehr oder weniger große Zahl von Ländern vergleichende Informationen erhoben werden. ISSP, EVS, WVS, CSES, ESS, PISA, SHARE und EU-SILC stellen nur eine Auswahl aus diesen Projekten dar. Während die Daten in der Fachöffentlichkeit vielfältig genutzt werden und die Ergebnisse entsprechender Analysen in der Öffentlichkeit teilweise heftig diskutiert werden, wird den methodischen Voraussetzungen für einen aussagekräftigen internationalen Vergleich wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wann können Umfrageergebnisse aus verschiedenen Ländern miteinander verglichen werden? Müssen die Daten auf exakt dieselbe Weise erhoben worden sein, müssen also die Stichprobenziehung, die Form der Datenerhebung, der Fragebogen, der Interviewereinsatz usw. in allen Ländern übereinstimmen? Oder genügt es, wenn die schließlich ausgewerteten Merkmale dieselben theoretischen Konzepte abbilden, also z.B. den höchsten Bildungsabschluss nach ISCED, wobei die zur Bildung dieses Merkmals nötige Information jeweils nach landestypischen Verfahren erhoben werden kann? Die Beiträge zu dieser Sitzung sollen methodische Fragen des internationalen und/oder des interkulturellen Vergleichs behandeln. Weiter sind Beiträge, die sich mit empirischen Kriterien für die Vergleichbarkeit von Umfragen beschäftigen, von besonderem Interesse. Außerdem können die Beiträge auch die spezifischen Erfordernisse und Probleme der Dokumentation vergleichender Umfragen behandeln.
2. Sitzung: Ansätze zur Klassifizierung von Gesellschaften Weiterentwicklung und empirische Analyse In der international vergleichenden Sozialforschung wurde eine Reihe von Ansätzen zur Typisierung von Gesellschaften entwickelt, auf deren Grundlage Differenzen zwischen Gesellschaften bzw. Gruppen von Gesellschaften erklärt werden sollen. Besonders populär sind in dem Zusammenhang etwa der Ansatz der Wohlfahrtsregime von Esping-Andersen (1990, 1999) und der Ansatz der Varieties of Capitalism von Hall und Soskice (2001). Zahlreiche empirische Studien wurden mit dem Ziel durchgeführt, den Erklärungswert solcher Typologien zu überprüfen. Die Ergebnisse führten teilweise zu einer kritischen Auseinandersetzung mit solchen Ansätzen und zu deren Weiterentwicklung bzw. zur Einführung alternativer Klassifikationsansätze. Die Beiträge zu dieser Sitzung sollen sich mit Fragen der Relevanz von theoretischen Ansätzen zur Klassifikation von Gesellschaften für die Erklärung internationaler Differenzen auseinandersetzen. Von Interesse sind auch Beiträge, die nach geeigneten Messkonzepten fragen und damit, wie abhängige und unabhängige Variablen in solchen Analysen angemessen erfasst werden können.
3. Sitzung: Konvergenz/Divergenz in der Entwicklung von Gesellschaften und ihre empirische Analyse Der Einfluss der Globalisierung auf die Nationalgesellschaften ist ein umstrittenes Thema. Teilweise wird argumentiert, dass die Globalisierung eine Konvergenz in der Entwicklung von Nationalgesellschaften im Hinblick auf eine Reihe von institutionellen und strukturellen Merkmalen zur Folge hat. Diese Annahme wird vor allem mit dem Argument begründet, die Rolle der Nationalstaaten werde aufgrund der verstärkten Bedeutung des globalen Marktes und supranationaler Institutionen und Organisationen zunehmend geschwächt. Demgegenüber wird in einem anderen Strang der Argumentation die Annahme vertreten, dass Gesellschaften bzw. Gruppen von Gesellschaften in jeweils spezifischer Weise auf die Herausforderungen der Globalisierung reagieren, weshalb die Entwicklung von Politiken, Institutionen und sozialen Strukturen eher durch Divergenz gekennzeichnet sei. Dem Konzept der „Pfadabhängigkeit“ institutionellen Wandels wird in dem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung als Erklärungsansatz beigemessen. Beiträge zu dieser Sitzung sollen sich mit der Frage befassen, inwieweit der durch Prozesse der Globalisierung induzierte soziale Wandel durch Tendenzen der Konvergenz gekennzeichnet ist oder nicht, und welchen Beitrag das Konzept der Pfadabhängigkeit bzw. der Pfadabkehr liefern kann. Weiter geht es um die Frage, wie sich solche Prozesse empirisch erfassen lassen.
4. Sitzung: Messinstrumente im internationalen Vergleich Valide und reliable Messinstrumente spielen eine wichtige Rolle in der Empirischen Sozialforschung, beispielsweise in der Form von Leistungstests in der Bildungsforschung, des SF-36, des Nottingham Health Profile in der Gesundheitsforschung oder von Maßen der Lebensqualität in der Wohlfahrtsforschung. Häufig werden entsprechende Instrumente in einem kulturellen bzw. nationalen Kontext entwickelt und erst später für den interkulturellen Einsatz angepasst. Die Beiträge dieses Themenbereichs sollen die speziellen konzeptionellen, methodischen und statistischen Probleme des interkulturell vergleichenden Einsatzes entsprechender Instrumente behandeln. Willkommen sind dabei Beiträge, die diese Fragen allgemein behandeln ebenso wie solche, die diese Fragen an einem konkreten Beispiel – etwa dem der Lebensqualität – diskutieren.
methoden@mailman.uni-konstanz.de